Grenzen sprengen: Rotwein zum Fisch?
Zu Fisch serviert man Weißwein – so weit, so klar. Oder doch nicht? Die Ansichten der Feinschmecker haben im Laufe der Jahre diverse Modifikationen durchlaufen. Tatsächlich kann man je nach Fisch und Zubereitungsart auch einen Rotwein dazu servieren.
Kräftige Aromen verlangen kräftige Weine
Wer seinen Fisch sachte dünstet und mit Dill und etwas Zitrone serviert, würde ihn mit einem Rotwein komplett überfahren. Hier eignet sich tatsächlich ein leichter, kühler Weißwein, damit die zarten Aromen einander unterstützen und vollenden. Aber was ist mit anderen Zubereitungsarten, die dem Fisch einen gehaltvollen, kräftigen Geschmack verleihen?
Vom Grill und aus der Pfanne
Ein Fisch, der auf der eigenen Haut gegrillt wurde, entwickelt Röstbitterstoffe – er mundet rauchig und kräftig, bringt einen Geschmack von Freiheit und Urtümlichkeit mit sich. Ein leichter Weißwein kann hier zu zart sein, um mit dem Aroma mitzuhalten. Stattdessen ergänzt ein Rotwein, der nicht zu schwer, aber kräftig ist, diesen Geschmack sehr gut. Er sollte nicht zu viele Gerbstoffe enthalten und darf durchaus eine fruchtige Note mitbringen. Schwere, dunkle Rotweine aus dem Barrique-Fass sind hier zu viel des Guten.
Ist der Fisch kräftig gebraten worden und wird er möglicherweise wie etwa die Finkenwerder Scholle auch noch mit Speck und Bratkartoffeln gereicht, eignet sich Rotwein ebenfalls sehr gut, um das Geschmackserlebnis abzurunden: Deftige Gerichte passen gut dazu.
Gar nicht so neu
In der mediterranen Küche ist die Kombination aus Rotwein und Fisch bzw. Meerestieren schon länger bekannt: Hier werden zum Beispiel Krabben in Portwein gekocht serviert, und sie schmecken hervorragend. Letzten Endes hängt es immer auch von den eigenen Vorlieben ab, welcher Wein zu welchem Gericht auf den Tisch kommt.
So passt der Rotwein gut zum Fisch
Wer Rotwein zum Fischservieren möchte, sollte ihn im Vorfeld wie üblich dekantieren. Da aber Gerbstoffe nicht gut zu den Meerestieren passen, hilft ein einfacher Trick: Der Wein wird einfach weniger warm ausgeschenkt als sonst. Zwar muss er nicht so weit heruntergekühlt werden wie ein Weißwein, aber bei etwa 13 Grad sind die Gerbstoffe noch nicht gut herauszuschmecken. Da der Wein aber atmen kann, entfaltet er dennoch sein Bukett.
Wer traditionelle Feinschmecker und Weinliebhaber zum Essen einlädt, sollte möglicherweise auf das Experiment von Rotwein zum Fisch verzichten. Oder man macht direkt ein Event daraus, bei dem man ein leidenschaftliches Plädoyer für mehr Offenheit in Weinfragen hält. In letzterem Fall ist es aber ratsam, sich im Vorfeld in der Weinhandlung eingehend beraten zu lassen.
Passend aus dem Blog: Fisch richtig zubereiten